Einerseits freuen sich alle auf das Wiedersehen mit ihren Familien und Freunden in Deutschland, andererseits haben sie hier in Lima so viele unvergessliche Eindrücke gewonnen und prägende Erfahrungen gemacht und neue Freunde und Gastgeberfamilien gewonnen, dass der Abschied schwer fällt.Die Stadt Lima, das Land Peru und das Leben und die Kultur der Menschen hier konnten die Schülerinnen als sehr vielfältig, neu und vor allem überwältigend offen und zugewandt erleben.Während es zunächst darum ging, die nähere Umgebung des Colegio Sta. Ursula und die Stadtteile der Gastgeber durch Spaziergänge und Ausflüge kennenzulernen, ging es am vorletzten Wochenende nach Canta – einer kleinen Stadt im Anden-Vorland.

Hier war die Natur mit ihren hohen Bergen, dem saftigen Grün und der vielfältigen Landwirtschaft ein großer Gegensatz zu Lima, das in der Wüste liegt und trotz der Pazifik-Küste als riesige Großstadt wie ein Moloch aus Hochhäusern und Straßenverkehr, der Staus und Staub erzeugt, mit fast 12 Millionen Einwohnern geradezu erschlagend wirkt.
Und dennoch konnten die Schülerinnen auch hier kleine Oasen der Ruhe und des Friedens finden: Parkanlagen, ruhigere Wohnviertel, alte klassizistische Gebäude aus der peruanischen Gründerzeit, Freizeitressorts und sandige Strände… – nicht zuletzt das Colegio Sta. Ursula selbst mit seinen schattigen Schulhöfen, den parkähnlichen Anlagen voller blühender Gärten und dem tollen Schulgebäude.Besonders beeindruckend waren jedoch die Begegnungen mit den Menschen vor Ort: den gastgebenden Schülerinnen und deren Familien, den Mitschülerinnen, ihren Lehrerinnen und Lehrern sowie den Schwestern, die im Kloster Sta. Ursula auch zu einem sehr persönlichen Mittagessen in die Klausur einluden. Hier kam es zu intensiven Gesprächen – so wie auch in Miramar und Pachacutec zuvor.Am Ende bleibt die Gewissheit, hier in Peru neue Freundinnen und Freunde fürs Leben gefunden zu haben, und die Erkenntnis, dass bei vielen kleinen kulturellen Unterschieden eines bleibt: die Zusammengehörigkeit von uns allen auch über so großen Entfernungen hinweg, die gegenseitige Zuneigung und Freundschaft, auch der Impuls, zu helfen, wo man helfen kann – und diese Erfahrungen mit nach Hause zu nehmen und weiter wachsen und reifen zu lassen.
Eine überwältigende und nicht hoch genug einzuschätzende Erfahrung für das Leben.
Die Schülerinnen danken allen, die diese Austausch-Fahrt ermöglicht haben.
Neue Erfahrungen
So viele neue Erfahrungen prasseln auf die Schülerinnen des Peru-Austausches ein, dass sie kaum zu sortieren und angemessen weiterzugeben sind:
Da sind zum einen die Lebensverhältnisse der relativ wohlhabenden Familien – mit ihren schönen Häusern oder Wohnungen, gepflegten Gärten, geputzten Autos und den Freizeitaktivitäten in Ferienanlagen oder am Strand… – zugleich aber auch das Leben der Armen und an den Rand Gedrängten.
Gerade diese Menschen konnte die Gruppe in den letzten Tagen in den Blick nehmen:
Da waren bislang drei Besuche im Projekt „Miramar“: Begegnungen mit den Kindern in Kindergarten und Grundschule waren eine besonders emotional und froh machende Erfahrung. Die Kinder im Projekt sind offen und herzlich, singen und tanzen mit ihren Gästen, genießen das gemeinsame Spiel und eine herzliche Umarmung.
Hier im Projekt „Miramar“ sind sie froh, können lachen, lernen und werden gut ernährt.
Doch zugleich konnten unsere Mädchen die bedrückenden Lebensumstände in den Familien und Wohnungen vieler Menschen hier erleben: Enge, Fehlende Privatsphäre, geringes Einkommen, Angst um die Zukunft der Kinder – bis hin zum Verlust allen Hab und Gutes durch den Brand in einem Haus… – alles verloren, und doch Hoffnung durch die Hilfe der Ursulinen, die die fünfköpfige Familien in einem Haus aufnehmen konnten – ein Haus übrigens, dass durch das Engagement des Arbeitskreises „Unsere Welt“ am SUG Ende der 90er Jahre finanziert und gebaut werden konnte…
Diese bedrückenden Erfahrungen wurden aber noch verstärkt durch den Besuch des Elendsviertels „Pachacutec“, in dem sich die Ursulinen seit einiger Zeit sozial und pastoral engagieren: Die Austausch-Gruppe konnte Häuser sehen, die wir hier in Deutschland nicht einmal als Stall benutzen, geschweige denn bezeichnen würden.
Sandige Höhen an den Auslaufzonen des Stadtbereichs von Lima – kein fließend Wasser, oft keine Elektrizität. Menschen, die hier eine neue Zukunft für sich und ihre Familien suchen und deshalb aus den Anden oder dem Regenwald in das Gebiet gezogen sind, in dem sie hoffen, Arbeit zu finden – oft eine Hoffnung die trügt.
Hier versorgen die Ursulinen 100 Familien mit Lebensmittelspenden – je einmal im Monat. Hier helfen sie mit, durch Hilfe in der Kirchengemeinde den Menschen einen innere Halt zu geben und eine Gemeinschaft im Glauben zu bilden, in der sie sich gegenseitig helfen können, ihr Leben zu gestalten: so helfen sie in der Tauf-, Kommunion- und Firmvorbereitung – eine Unterstützung, die den Menschen hilft, als Individuen vor Gott und den Mitmenschen Achtung und Würde zu bewahren.
Hier konnten die Mädchen unserer Klassen 9a und 9b hautnah erfahren, was es heißt, wirklich arm zu sein – und hier fiel ihr eindeutiger Beschluss, sich auch zu Hause weiter für das Projekt „Miramar“ und nun darüber hinaus auch für „Pachacutec“ einzusetzen.
Wirkliches Lernen für das Leben…
Wir sind in Peru
… das können jetzt 17 Mädchen der Klassen 9 a und 9b sagen, die am 18. Oktober zum Peru-Austausch nach Lima aufgebrochen waren. Nach einer langen Anreise, die über Düsseldorf und Amsterdam führte und von Tür zu Tür insgesamt 24 Stunden dauerte, konnten sie glücklich ihre Austausch-Schwestern in die Arme schließen, die ja schon im Juni in Neheim zu Gast waren.
Das Wochenende gehörte den Familien in Lima:
Ausflüge, Spaziergänge, sich langsam gewöhnen und den Jet-Lag verarbeiten stand auf dem Programm. Am Montag wurde der St.-Ursula-Tag gefeiert: Nach einem Gottesdienst gab es Kuchen – fast wie zuhause…
Dann wurde es ernst: am Dienstag ging es zur Präsentation der Gruppe auf den Balkon der Schule, wo sich jede Schülerin – und auch die begleitenden Lehrkräfte, Frau Lütke-Bexten und Herr Prattki, der versammelten Schulgemeinde vorstellen durften -natürlich auf Spanisch…!
Nach dem ersten Unterrichtstag hieß es: „Wir feiern ein Willkommensfest!“ Zusammen mit allen peruanischen Gastfamilien trafen sich die Schülerinnen und ihre Gastschwestern in der Schule, um den Beginn des Aufenthaltes gebührend zu feiern: Beide Gruppen zeigten einander selbst erstellte Videos über ihre Heimat. Neben den obligatorischen Reden gab es gute Gelegenheiten zum gemeinsamen Gespräch und zur „Schlacht am Kalten Buffet“, das peruanische und deutsche Spezialitäten auftischte…