FREITAG
Der Rückreisetag nach einer wie im Flug vergangenen Woche ist da. Schnell werden die Koffer verstaut, ein kurzes Winken und schon setzt sich unser Bus in Bewegung. Ziemlich genau zwei Stunden später kommen wir dank wenig Verkehr in Dover an. Nach der Kofferkontrolle (zum Glück nur drei) und der Taschenkontrolle (auch drei, jeweils per Zufallsprinzip ausgewählt) kommt unser großer Moment: wir kommen genau richtig zur Fähre, die zwei Stunden früher ablegt als die ursprünglich geplante. Also keine Wartezeit, wir können unser Glück kaum fassen. Die Überfahrt bei ruhiger See dauert heute nur anderthalb Stunden. Dafür kommen wir in Calais an und nicht in Dünkirchen, haben also eine etwas längere Busfahrt vor uns. Flott geht es voran, bis wir bei Antwerpen jäh ausgebremst werden. Mit ein wenig positivem Denken müssen wir uns aber eingestehen, dass dreißig Minuten Stop and Go an einem Freitag Nachmittag wohl unter ‚gut gelaufen‘ verbucht werden müssen. Auch der Rest der Fahrt verläuft problemlos und wir nähern uns zügig der Heimat. Es ist noch hell, als wir wieder die deutsche Grenze passieren. Um halb neun am Abend findet das Abenteuer England sein Ende und wir sind wohlbehalten und randvoll mit der Erinnerung an viele tolle Erlebnisse wieder in unserer kleinen Stadt am Rande des Sauerlandes angekommen – und damit endet nun auch dieser Reiseblog…
DONNERSTAG
Heute sind wir nicht reiselustig, sondern verbringen den Tag in Brighton. Morgens zur gewohnten Zeit machen wir uns auf den Weg zum Zwischenstopp beim großen Supermarkt Sainsbury’s. Mit randvoll gefüllten Taschen geht’s nach dem Extreme Shopping zurück in den Bus, immerhin bereits gut ausgestattet für die Rückfahrt und mit kleinen süßen Mitbringseln für die Familie. Alles, was noch fehlt, findet dann den Weg in die Tasche bei einer letzten Freizeit im Zentrum von Brighton. Im Anschluss wartet ein weiteres Highlight: der Besuch der Brighton Girls, einer Privatschule für Mädchen. Im Unterschied zu unserer Privatschule kostet der Besuch allerdings mehrere tausend Euro, pro Term nicht pro Schuljahr. Und Terms gibt es drei im Jahr… Dafür sind wir dann aber völlig beeindruckt von der Ausstattung der Schule. Noch wichtiger ist uns aber der herzliche Empfang, der uns bereitet wird. Die Schulleiterin holt uns persönlich am Eingang ab, ihre Mitarbeiterinnen checken uns digital ein und Schülerinnen führen uns in kleinen Gruppen durch die Schule. Alle sind sehr herzlich und überzeugen durch ihre Motivation und ansteckende Begeisterung für ihre Schule. Nach der Führung sind wir zum Mittagessen eingeladen. Salatbüffet, Hauptgang mit verschiedenen Wahlmöglichkeiten und unterschiedliche Desserts überzeugen uns ebenfalls. Doch nicht nur wir sind von der Schule beeindruckt, auch die englischen Mädchen, die üblicherweise keine Jungs auf ihrem Gelände sehen, platzen heraus mit Bemerkungen wie „Oh my God, he’s so hot!“, wahlweise „cute“, was natürlich auch unter unseren Jungs wie Mädchen für Diskussionen sorgt. Und für Grinsen beim Lehrerteam. Schließlich stellen beide Seiten fest, dass sich sowohl die englischen wie die deutschen Schülerinnen und Schüler von ihrer besten Seite gezeigt haben. Also ein großes Kompliment an alle! Die Zeit auf dem Schulgelände ist dann vorbei, und wir verlegen unseren Standort auf die Volleyballfelder am Strand. Gemeinsam mit den Mädchen der 6th form unserer Partnerschule bilden wir gemischte Teams, so dass schon bald die Bälle über das Netz geschmettert (?) werden. Besonders zu erwähnen ist die Kommunikation miteinander, so dass auch diese Veranstaltung ein voller Erfolg ist. Zufriedene Gesichter, wohin man schaut. Dann muss man Abschied nehmen von den englischen Mädchen, und wir spazieren zu unserer letzten gemeinsamen Aktivität. In der Bowlinghalle haben wir Bahnen gemietet, und in Gruppen rollt die Kugel Richtung Kegel. Manchmal biegt sie bereits vor den Kegeln in die Gosse ab, doch trotzdem ist die Stimmung hervorragend. Da wir bis zur letztmaligen Rückkehr in die Familien noch etwas Zeit haben, können die Teilnehmer noch für eine halbe Stunde an den riesigen Automaten im vorderen Bereich der Bowlinghalle spielen, einfach in der Sonne sitzen, an den Strand gehen… Fast pünktlich kommen wir schließlich wieder in Southwick an, wo alle ein letztes Mal in ihre Gastfamilien zurückkehren.
MITTWOCH
Thema des Tages: London – The sequel. Doch bevor die Fortsetzung beginnen kann, liegt noch eine etwa zweistündige Busfahrt vor uns, frei nach dem Motto „Eine Busfahrt, die ist lustig, eine Busfahrt, die ist schön, ja da kann man den/die … (Name nahezu beliebig einsetzbar) ganz friedlich schlummern seh’n.“ Dafür sind alle umso wacher, als unsere Füße wieder Londoner Asphalt berühren. Heute nehmen wir an der O2-Arena in Greenwich die Tube und nicht das Boot, um die City zu erreichen. Erste Station ist die Tower Bridge, gefolgt vom Tower of London. Anschließend geht’s zum Garden at 120. Trotz einiger Wartezeit lohnt es sich, hoch zum 15. Stock zu fahren und den Blick über die Stadt zu genießen. Bei einigen sprengen die vielen Fotos schon den Speicher des Handys. Danach geht es per U-Bahn und Dauerlauf nach Covent Garden, der Bühne für Straßenkünstler. Leider bleibt dort nur Zeit für eine kurze Mittagspause, denn dann sind schon die Tickets für Madame Tussaud’s reserviert. Die möchte sich natürlich niemand entgehen lassen, und so klappt es auch, dass wir zügig zur nächsten Tube-Station gelangen. Dort passiert dann das, was passieren kann: die ersten von uns sind schon drin in der Bahn, dann schließen bereits die Türen. Die Mädchen meistern die Situation aber souverän und steigen an der richtigen Station aus. Wenige Minuten später sind wir wieder vereint und betreten voller Vorfreude das Wachsfigurenkabinett. Wirklich begeistert berichten im Anschluss alle, was ihnen am allerbesten gefallen hat und wo sie die meisten Fotos gemacht haben. Danach fahren wir wieder zur Station North Greenwich, um dann noch die O2-Arena mit den unglaublich vielen Geschäften zu erkunden. Diejenigen, deren müde Knochen nicht mehr wollen, oder deren finanzielle Mittel bereits an anderer Stelle aufgebraucht wurden, setzen sich in eine der zahlreichen Lokalitäten, bevor sich schließlich der Bus wieder aufmacht, um uns zurück nach Southwick zu bringen. Fazit der Teilnehmer: ein cooler Tag!!
DIENSTAG
Heute steht die Küste auf unserer Agenda. Wie üblich treffen wir uns früh am Morgen an unserem Bus, um von Southwick nach Brighton und weiter zu fahren. Immer an der Küste entlang mit Meerblick. Schließlich verlassen wir die Küstenstraße kurzzeitig, um hoch Richtung Klippen zu fahren. Nachdem gerade die Vorfreude auf Birling Gap ihren Höhepunkt erreicht hat (einer beachtlichen Motivationsrede unserer Reiseleiterin E. L.-B. sei Dank), wurde die die Freude leider jäh getrübt. Ausfahrt verpasst und Wendemöglickeit Fehlanzeige. Doch kleine Hindernisse wie dieses werfen uns natürlich nicht aus der Bahn. Dann machen wir aus der Not eine Tugend und nähern uns Birling Gap eben von der anderen Seite. Gesagt, getan und schon sind wir da. Mit Handy in der Hand und Mütze auf dem Kopf genießen wird die tosenden Wellen und den stürmischen Wind. Bei dem klaren Wetter können wir weit schauen und den Ausblick genießen. Alle, außer die, die wohl doch ein wenig nah am Wasser gestanden haben und die nun nasse Schuhe und Hosen haben… Tolle Fotos sind jedenfalls die Ausbeute unseres Stopps. Anschließend fährt uns unser Bus zum Beachy Head, wo ein weiteres Fotoshooting ansteht. Die Sicht auf den Leuchtturm und das Meer ist einfach atemberaubend. Den Anblick können wir auch weiter bei unserer Wanderung nach Eastbourne herunter genießen. Dort geht’s zunächst auf den Pier, bevor wir die City stürmen. Treffpunkt nach einer zweistündigen Freizeit ist wieder unten am Pier, von wo aus es Richtung Rottingdean geht. Leider wird die normannische Kirche dort renoviert, so dass wir nicht aussteigen, sondern nur durch das malerische Örtchen fahren. Kurze Zeit später steigen wir dann aber doch aus, um unter den Klippen bis zu Brightons Marina zu laufen. Ja, auch das schaffen die Füße, Knie und Rücken noch. Perfektes Timing. Just in dem Moment, als es beginnt zu regnen, kommen wir an und die Menge strömt noch einmal auseinander, zum Einkaufen, Essen… Pünktlich um viertel vor sechs setzt sich dann unser Bus wieder vollständig besetzt und gut gelaunt in Bewegung Richtung Southwick zu den Gastfamilien. Und so geht wieder ein schöner Tag seinem Ende zu…
MONTAG
On the road again – London’s Calling
Was wäre ein Aufenthalt in England ohne etwas der Kategorie „typically British“? In unserem Fall ist es das Wetter. Bei strömendem Regen fahren wir über die Autobahn nach Greenwich. Nach einem Stoßgebet der Kategorie „Wettergott erbarme dich unser“ hat er tatsächlich ein Einsehen und wir können trockenen Fußes die Meridian Line in Beschlag nehmen. Auf etlichen Fotos sieht man Schülerinnen und Schüler mit einem Fuß im Westen und einem im Osten. Anschließend geht’s ein ganzes Stück bergab, bis wir vor der Cutty Sark stehen. Auch der Greenwich Foot Tunnel unter der Themse wird von uns erlaufen. Ganz ohne zu stöhnen kehrt man nach der Hälfte um und erklimmt wieder die zahlreichen Stufen. Zwischenzeitlich hat der Rudelführer schon die Tickets für eine Fahrt auf der Themse besorgt, wo wir das Boot dankenswerterweise ganz für uns alleine haben. Eins der Highlights auf der Fahrt ist sicherlich die Tower Bridge, die gebührend bestaunt wird, dicht gefolgt vom Tower und dem London Eye.
Zum Ende unserer Stunde auf der Themse landen wir bei Big Ben, den Houses of Parliament und Westminster Abbey, die natürlich ausgiebig fotografiert werden. Danach geht es in zwei Gruppen zum Buckingham Palace. Zu Fuß selbstverständlich. (Am Ende des Tages beim Einholen des Meinungsbildes werden Füße auch noch überproportional häufig erwähnt werden 😉 ). Die Horseguards, der Trafalgar Square mit Nelson‘s Column, Chinatown – alles wird von uns erlaufen. Und dann ist der große Moment gekommen. Zwei Stunden Shoppen auf der Oxford Street. Danach gibt es viel zu präsentieren, und das nicht nur von den Mädchen. Im Anschluss müssen uns die Füße noch zur Tube-Station tragen, bevor wir zur O2-Arena nach Greenwich fahren, wo unser Bus steht. Die Stimmung und Zufriedenheit sind super, trotz diverser geriatrischer Probleme wie Fuß/Rücken/Knie und was es sonst noch so gibt. Immerhin kann man in der Nacht von unglaublich vielen fantastischen Eindrücken träumen, falls man die Tiefschlafphasen unerwartet einmal verlassen sollte…
SONNTAG Fortsetzung
Nach zwei Stunden legt die Fähre an, und wir begeben uns wieder in den Bus. Weitere zwei Stunden und ein kleines Nickerchen später (zumindest diejenigen, die nicht schon auf der Fähre Morpheus gehuldigt haben) erreichen wir unser Ziel Brighton. Schnell geht’s dort heraus aus dem Bus und zur Überraschung vieler stehen wir direkt an der Seafront. Dort beginnt auch aller liebstes Hobby: eine kleine Wanderung zunächst am Meer entlang und dann Richtung Stadtzentrum. Dort steht ein wenig Freizeit auf dem Programm, bevor es zum ersten aber nicht zum letzten Mal heißt: „Macht mal ein Törchen. Wir müssen zählen.“ Zum Glück für alle kann bis 45 gezählt werden, und weiter geht’s in die Lanes, viele kleine Gässchen mit vielen kleinen Lädchen. Doch anstatt diese hochmotiviert zu erkunden, machen mehr und mehr Leute schlapp. Am Durchhaltevermögen müssen wir wohl noch arbeiten… So beschließt man, sich langsam auf den Weg Richtung öffentlicher Bus zu machen und sich nach Southwick schaukeln zu lassen. Nicht wenige finden den Bus so gemütlich, dass die Augen zufallen und erst wieder kurz vor der letzten Haltestelle wieder aufgehen. In Southwick angekommen, trennt nur noch ein kurzer Fußweg zu „unserem“ Bus die Kinder von ihren Koffern. Mittlerweile ist die Stimmung von müde zu (an) gespannt gewechselt. Schließlich wird man gleich das neue Zuhause auf Zeit kennenlernen. Alle Gasteltern tauchen dann auch pünktlich auf, und schnell verschwinden die Autos mit den Jugendlichen an Bord aus unserem Sichtfeld. Doch noch am Abend kommen im Minutentakt die Meldungen, dass in den Familien alles in Ordnung ist. Erleichterung auf allen Seiten macht sich breit.
SONNTAG
Ziemlich genau um Mitternacht überqueren wir die Grenze zu den Niederlanden, zu dem Zeitpunkt ist noch High Life im bis auf den letzten Platz besetzten Reisebus. Eine Stunde später bei der Tour d‘Europe erreichen wir Belgien, so langsam werden die Gespräche leiser. Noch einige Zeit später steht Frankreich auf unserem Plan. Gerade, als viele endlich tief eingenickt sind, geht das Licht wieder an und wir werden zur Passkontrolle aus dem Bus gescheucht. Geht zum Glück schnell, Scannen der Rucksäcke reicht. So sitzen wir bald wieder in unserem gemütlichen und warmen Bus und können auf die Fähre auffahren. Zum Glück ist es nicht windig, so dass sich das Schaukeln in Grenzen hält.
SAMSTAG
Es ist Samstag Abend, und 45 Schülerinnen und Schüler treffen sich an der Schule, um den Bus Richtung Brighton zu besteigen. Ein ausgiebiges Scannen der Reisepässe im Scheinwerferlicht des Busses, Tetrisspiel des Busfahrers mit den Koffern und diverse Toilettengänge später setzt sich der Bus endlich in Bewegung. Schnell kehrt auf den vorderen fünf Plätzen Ruhe ein (wer sich da wohl niedergelassen hat?!) , weiter hinten dauert es erheblich länger, bis die Gespräche mal zum Erliegen kommen.