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Ausschnitte vom Radiosender WDR 2 liegen weiter unten vor. Auschwitz – erster Tag in der Stadt Oswiecim (Montag, 25.05.2015) Kurz nach unserer Ankunft in Kattowitz und dem Bustransfer zum Hotel begannen wir einen Wanderausflug zur ca. 20 Minuten entfernten Stadt Oswiecim, ins Deutsche übersetzt heißt die Stadt Auschwitz. Kaum jemand weiß, dass sich hinter dem Konzentrationslager auch eine 40000-Personen Stadt verbirgt. In Oswiecim angekommen wurden wir zuerst durch eine Stadtführung und danach mit einem Museumsbesuch in die Historie der Stadt eingeweiht. Hierbei halfen uns zwei Guides, einmal die Deutsche Antje und zum anderen der Österreicher Stefan, welchen ihren Freiwilligendienst in der Stadt Oswiecim tätigen. Bei der Stadtführung liefen wir unter anderem an den Ruinen einer alten Fabrik, welche der Familie Haberfeld gehörte und Schnaps und Likör herstellte und einer alten Synagoge, welche durch die Nazis im Holocaust zerstört und verbrannt wurde, vorbei. Unsere Stadtführung endete auf einem Marktplatz der Stadt Oswiecim, da dieser Platz von den Nazis zu einem sehr deutsch aussehenden Platz umstrukturiert wurde. Jedoch wurde dieser Platz über die Jahre so erneuert, dass kaum noch Anzeichen einer deutschen Stadt geblieben sind. Bei dem Musemsbesuch wurden wir von Stefan weiter in die Historie der Stadt eingeführt, aber vor allem auch in die der Juden, welche bis zum 2. Weltkrieg ihr Leben in Oswiecim verbrachten. Er zeigte uns zudem verschiedene Dokumente der jüdischen Familien und auch einen Grabstein, der nach dem Krieg dort gefunden wurde, wo der jüdische Friedhof ehemals stand, bevor er von den Nazis zerstört wurde. Anschließend mussten wir alle uns eine „Kipa“ als Kopfbedeckung aufsetzen, da er uns dann noch eine Synagoge zeigte, welche während des Holocausts nicht zerstört wurde. Dort erklärte er uns wie eine Synagoge aufgebaut ist und wie dort Gottesdienste abgehalten werden. In einer Synagoge werden Frauen und Männer getrennt untergebracht und außerdem steht auch eine Bibliothek in solch einer Synagoge. Zum Schluss zeigte er uns die Thora, welche eine Länge von ca. 20 m erreicht, wenn diese ausgerollt ist. Nach den beiden Führungen ging es zurück zum Hotel. Paul Niermann, Jakob Eickel A u s c h w i t z e x k u r s i o n Geschichte LK Q1 Protokoll Mittwoch, 27.05.2015: Besuch von Auschwitz Birkenau Auschwitz Birkenau, das größte Vernichtungslager der Nationalsozialisten, wurde nach dem Befehl Heinrich Himmlers (damaliger Reichsführer SS) vom 1. März 1941 errichtet. Dieses Sonderlager in Brzezinka (Birkenau) befindet sich 3km vom Stammlager Auschwitz I. entfernt und erstreckt sich über etwa 1,71 km² (~88 Fußballfelder). Das Lager, was als Vernichtungs-, Konzentrations- und Arbeitslager zugleich diente, forderte insgesamt etwa 1,1 Millionen Tote. 900.000 Deportierte wurde direkt durch Zyklon B in einer der sechs Gaskammern vernichtet und in einem der vier Krematorien verbrannt. 200.000 weitere Häftlinge fielen unter anderem Unterernährung, Misshandlungen, medizinischen Versuchen sowie diversen Krankheiten zum Opfer. In das reine Männerlager wurden ab 1942 auch Frauen deportiert, für die einen Lagerbereich separiert wurde. Am 27. Januar 1945 befreiten die Truppen der Roten Armee das Lager Birkenau, wo nur 5.800 zurückgebliebene Häftlinge vorgefunden wurden. Heutzutage gilt Auschwitz Birkenau als Inbegriff des Holocausts und dient als UNESCO Weltkulturerbe, besonders als Begegnungs- und Gedenkstätte sowie als Forschungszentrum. Das Vernichtungslager Birkenau entsprach unseren Vorstellungen von Auschwitz, da es durch die Größe und die Anordnung der Baracken den vorgestellten Lagercharakter besaß. Das so genannte „Todestor“, welches den Eingang zum Lager bildet, hatte auf uns keine so bedrückende Wirkung, wie auf den Fotos, die wir zuvor schon im Unterricht gesehen haben. Allerdings gehörte der Teil hinter dem Todestor und Stacheldrahtzaun für uns zu einer anderen Welt, obwohl direkt davor eine normale Straße verlief. Vieles in Birkenau ist verfallen bzw. von der SS zerstört worden, um die Beweise für den Massenmord zu vernichten. Dadurch fiel es schwerer als im Stammlager sich vorzustellen, wie das Lagerleben dort vor ungefähr 70 Jahren ausgesehen hat. Während der Führung durch den Lagerkomplex ist uns aufgefallen, dass an jeder Ecke Schikane betrieben wurde. Die Häftlinge wurden nicht „nur“ ermordet, sondern vorher wo es nur ging von den SS-Aufsehern ausgenutzt, gequält und gedemütigt. Sie wurden beispielsweise als Viehersatz missbraucht, als sie Karren durch das Lager ziehen mussten. Nach dem Reinigen und Desinfizieren in den so genannten „Saunen“ haben die Häftlinge meist keine Handtücher bekommen, sondern mussten für mehrere Stunden bei jeder Witterung im Stehen an der Luft trocknen. Schockiert hat uns ganz besonders, dass ein einziger Fingerzeig während der Selektionen auf der „Todesrampe“, an der die Menschen ankamen, über deren Leben entschied und es in den meisten Fällen das Lebensende, also den Tod bedeutete. Dabei wurden ganze Familien auseinander gerissen. Einige Familienmitglieder kamen direkt zu den Gaskammern, in denen sie vergast wurden, andere in einen unterschiedliche Teile des Lagers, in denen sie Zwangsarbeit verrichten mussten. Während des Ganges in die Gaskammern wurden die Häftlinge mit Musik empfangen, was für uns vollkommen absurd erschien, da es für die Häftlinge der Gang in den Tod war. Man wollte sie bis zuletzt in dem Glauben lassen, dass sie duschen gehen würden und später beim Kaffee ihre Familienmitglieder wiedersehen. Häftlinge, die als arbeitsfähig eingestuft wurden, lebten in Baracken. Zehn Personen mussten auf vier Quadratmetern zusammengepfercht schlafen, nicht selten zwischen Toten und Kranken. Durch die schlechten hygienischen Bedingungen und die Kälte im Winter, sowie die Hitze im Sommer, kam es zu Krankheiten und Ungezieferplagen in den Baracken. Den Geruch in diesen haben wir als modrig und penetrant empfunden. Es ist kaum vorstellbar wie sehr es damals dort gestunken haben muss. Worauf der Guide uns in den Baracken ebenfalls hingewiesen hat, waren die „Wandschmierereien“ von normalen Besuchern wie uns. Es waren Daten, Namen, Hakenkreuze, Judensterne, sogar Liebesbekundungen und Fußballvereine in die Backsteinwände geritzt. Wir waren erschrocken, da es für uns nicht nachvollziehbar ist, wie Menschen an einem Ort wie Auschwitz Birkenau den Häftlingen, die dort ein schreckliches und qualvolles Leben führten, keinen Respekt entgegen bringen können und ein wertvolles Kulturerbe gedankenlos beschädigen. Die Zahl an Häftlingen, die im Lagerkomplex Birkenau untergebracht waren und vergast wurden, bekam durch Bilder einiger Auschwitzhäftlinge Gesichter und eine eigene Biografie, sowie Persönlichkeit. Die auf den Fotos abgebildete Individualität, die uns sehr berührt hat, wurde den Menschen im Lager abgesprochen. Man nahm ihnen alles und machte sie zu fast „Arbeitssklaven“ in einheitlicher Häftlingskleidung ohne Besitz, Intimsphäre und Menschenwürde. Während der Führung durch Auschwitz Birkenau waren wir zahlreichen Eindrücken ausgesetzt, doch sie in diesem Moment alle zu verarbeiten, ist keinem von uns gelungen. Die Fülle von Informationen und der straffe Zeitrahmen ließen es kaum zu, in sich zu kehren und seine eigenen Emotionen wahrzunehmen. Im Nachhinein lassen wir den Gang durch das Lager revue passieren und der verlassene, teilweise schon verfallene Ort erwacht in unseren Gedanken zu neuem Leben: Umgeben von Ungeziefer und fast erdrückt von Häftlingsgenossen – einige mögen die letzte Nacht wohl nicht überstanden haben – wachen wir von Schmerzen geplagt auf. Wir spüren das harte Holz unter unserem Rücken und ein penetranter Geruch steigt uns in die Nase. Während wir uns mit letzter Kraft aus der Schlafnische quälen – die Nacht war viel zu kurz – hören wir einen Zug mit quietschenden Bremsen ins Lager einfahren. Nach einem Monat in Auschwitz wissen wir genau, was folgen wird, doch trotzdem erinnern uns die verzweifelten Schreie aus der Ferne und der dicke, schwarze Qualm, der aus den Schloten in den Himmel empor steigt und sich wie ein grauer Schleier über das Lager legt, daran, wie schnell es auch für uns vorbei sein kann. Der Tod ist allgegenwärtig. Ob wir heute Abend in die Baracke zurückkehren ist ungewiss. Ein Leben in ständiger Panik, in dem wir trotzdem funktionieren müssen, denn Überleben ist das einzige was zählt – wir werden zum Einzelkämpfer. Doch auch die Kraft eines Einzelkämpfers ist irgendwann aufgebraucht. Auch wenn die Verarbeitung der traumatisierenden Bilder aus Auschwitz irgendwann abgeschlossen ist, die gewonnene Erfahrung bleibt ein Leben lang. Es liegt in unserer Verantwortung unseren Mitmenschen vom Erlebten in den letzten Tagen zu berichten. Die Konfrontation mit unvorstellbarem Leid und Elend steigert unsere tiefe Wertschätzung von friedlichem Zusammenleben und lässt uns zugleich aufmerksamer und kritischer werden gegenüber der aktuellen Weltlage. Theresa Arndt, Natascha Lange, Laura Sprogies, Olivia Hecking, Hannah Meßelke, Malöen Schmidt Der jüdische Abend (Mittwoch, 27.05.2015) Der jüdische Abend, an dem wir den Mittwochabend teilnahmen, fand in einem, von außen auf den ersten Blick, unauffälligen Gebäude statt. Bei näherer Betrachtung fielen uns jedoch hebräische Schriftzeichen ins Auge, welche über der Eingangstür angebracht waren. Sobald wir das Restaurant betraten, war jedem klar, dass dies kein normales Restaurant ist, so wie wir es kennen. Die Wände waren von oben bis unten mit Bildern, Karten und Dekoration geschmückt. Diese Wandgestaltung zog sich bis in unseren Essensraum durch. Der Essensraum, ein kleiner gemütlicher Raum, bot trotz seiner Größe Platz für viele Menschen. Auch hier hingen Bilder, Karten und Dekoration an den Wänden. Unterstrichen wurde das gemütliche Ambiente durch die Säulen, welche den Raum unterbrachen und so das Gefühl von Intimität gaben. Nachdem wir nun alle einen Sitzplatz gefunden hatten und den Raum bestaunt hatten, brachte uns eine freundliche Bedienung die Karten. Die englischsprechende junge Bedienung trug eine weiße Bluse und eine schwarze Hose. An unserem Tisch brach eine Diskussion darüber aus, ob das Ambiente noch besser wäre, wenn die Bedienung typisch jüdische Kleidung tragen würde. Da wir keine Antwort fanden, konzentrierten wir uns hungrig und interessiert auf die Karte. Die Karte bot eine große Vielfalt. Man konnte zur Vorspeise sowohl Suppen als auch Brot bestellen. Auch das Hauptgericht bot eine große Entscheidungsfreiheit. Man konnte zwischen verschiedenen Fleisch- und Fischarten wählen. Auch bei den Beilagen viel uns die Vielfalt sofort auf. Man hatte die freie Wahl zwischen Kartoffeln verschiedenster Art, verschiedenen Broten oder Salaten. Auch beim Dessert war für jeden etwas zu finden. Angefangen beim Kuchen über Eis bis hinzu Früchten - die Karte bot für jeden Geschmack etwas an, was uns doch sehr überraschte. Auch dass das Essen so schnell zubereitet wurde hat uns überrascht. Natürlich hat uns auch der Geschmack des Essens sowie die Portionsgröße uns überzeugt. Sobald jeder von uns bestellt hatte, begann eine Gruppe aus drei Männern zu spielen: Klesma-Musik - eine Geige, ein Akkordeon und ein Cello zeigten uns typisch jüdische Melodien, welche uns entspannten. Nach einer gewissen Zeit verließen die drei Männer den Raum und wir waren überrascht, da wir dachten, wir werden den ganzen Abend begleitet. Während des Essens tauchte eine neue Gruppe auf. Diese unterschied sich in einem wesentlichen Punkt von der anderen. Diese Gruppe wurde durch den Gesang einer Frauenstimme begleitet. Auch diese Gruppe begleitete uns eine gewisse Zeit bei dem Essen, bevor auch sie den Raum verließ und uns in einem sofort aufbrechenden Stimmengemurmel zurück ließ. Wir würden sagen, dass der Abend ein schöner und gelungener Abend war. Vielleicht könnte man das Ambiente durch typisch jüdische Kleidung der Bedienung noch etwas realistischer machen. Dennoch sind wir der Meinung, dass der Abend ein Höhepunkt unserer Exkursion nach Auschwitz war, der uns einen Einblick in die jüdische Kultur und Lebensart lieferte. Carla Schmidt und Julia Kettler Die Kranzniederlegung mit Präses Kurschus und Bischof Becker (Donnerstag, 28.05.2015) „Die Zeit ist kurz, um Beweise unserer Liebe zu geben, und wir leben nur einmal“ So wird Franziskaner Maximilian Kolbe zitiert. Hier an der Todesmauer wird uns die Zerbrechlichkeit des Lebens wieder einmal bewusst. Hier nahe Block 11, dem Folterkeller der Hölle Auschwitz. Hier gedenken wir dem millionenfachen Mord an Menschen die nicht ins Bild gepasst haben. Es drängt sich die Frage auf was bleibt von unserer Anteilnahme, wenn es gleich nach Hause geht? Es gilt zu begreifen das Auschwitz nicht in Polen liegt. Auschwitz ist überall da, wo Menschen ausgegrenzt und benachteiligt werden weil sie anders sind. Die Todesmauer, die auf dem Fundament von Jahrhunderten von Misstrauen und Hass steht, ist gleichzeitig ein Mahnmal für Toleranz. In Zeiten von gewaltigen Flüchtlingsströmen, wo die Gesellschaften nebeneinander existieren und die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander driftet ist gegenseitiger Respekt wichtiger denn je. Lasst uns also alle „Auschwitzverhinderer“ sein und einfach einmal leben und leben lassen. Lasst uns „Zweitzeugen“ und damit „Botschafter“ für Frieden und Freiheit sein. Die Qualität eines Menschen zeigt sich nicht in seiner Herkunft, Hautfarbe, Religion, politischer oder sexueller Orientierung, sondern in dem was er bereit ist der Gesellschaft an Liebe und Arbeit bereit ist zu geben. Simon Bannes, Benjamin Pieper, Hendrik Wilke Besuch der Shoa-Ausstellung Nach der Kranzniederlegung an der Todeswand zwischen den Blöcken 10 und 11 im Stammlager Auschwitz I ging es weiter zur so genannten Shoa-Ausstellung, welche im Jahre 2012 von der israelischen Regierung zum Gedenken an die jüdischen Opfer des Holocaustes eröffnet wurde. Zu beginn dieser Führung erklärte uns unser Guide den Begriff Shoa, welcher aus dem Hebräischen kommt und den jüdischen Holocaust beschreibt. Nach dem betreten des ehemaligen Häftlingsblocks sahen wir uns einer Wand gegenüber, an welche gebräische Schriftzeichen abgebildet wurden. Das Licht wurde zunehmend dunkler und als wir in den ersten Raum der Ausstellung eintraten, sahen wir um uns herum viele parallel zueinander laufende Videos, welche in dem dunklen Raum an die Wände projiziert wurden. Diese Videos waren letzte gefundene Bilder und Filme der jüdischen Opfer des Holocaustes und es waren vor allem Familienfeiern, Urlaubsreisen und Freizeitaktivitäten zu sehen. Der Zeitstempel in einigen der Videos verriet, dass diese erst kurz vor beginn des Krieges gemacht wurden und somit die letzten glücklichen Momente der abgebildeten Personen darstellte Nachdem wir uns mehrere Minuten diese fortlaufenden Bilder angesehen hatten, führte uns unser Guide eine Treppe hinauf in einen Raum, an dessen Decke mehrere Monitore hintereinander montiert waren und an den Wänden entlang große Lautsprecher standen. Auf diesen Monitoren liefen durchgängig die öffentlichen Hetzparolen der Nationalsozialisten gegen die Juden im Dritten Reich. Zu sehen waren bekannte Reden von Hitler, Himmler, Göbbels und vielen weiteren fanatischen Nationalsozialisten. Unterstützt wurde diese noch durch Aufnahmen von der deutschen Bevölkerung, welche anscheinend mit großer Begeisterung immer und immer wieder die Worte ,,Heil Hitler“ schrie. Mit einem schweigenden Kopfschütteln gingen wir in den nächsten Raum, hier sahen wir eine Europakarte an der Wand, auf welcher sämtliche Orte markiert wurden, an denen im Zuge des Holocaustes größere Gruppen von Juden ermordet wurden. Daneben waren mehrere kleine Bildschirme angebracht, auf denen erst ein Todesgrund stand, dann die Anzahl der Opfer, die dieser gefordert hat und dann erschienen Bilder, die jedoch nur einen Bruchteil dieses Grauens zeigten. Der darauf folgende Raum war meiner Meinung nach einer der schlimmsten Zeugen für das Verbrechen, welches hier verübt worden war. Hier wurden von einer israelischen Künstlerin Kinderbilder, welche in Konzentrationslagern und Ghettos gefunden wurden, in chronologischer Reihenfolge aufgemalt. Es waren neben Familienbildern auch Flugzeuge, Bomben und Soldaten zu sehen. Damit nichts von diesen kleinen Zeichnungen ablenken konnte war der Raum ansonsten leer und die Wände komplett weiß. Im letzten Raum befand sich ein mehrere Meter dickes Buch, in dem man 4 Millionen Namen von jüdischen Opfern des Holocaustes nachlesen konnte. Ein Blick in dieses Buch brachte die Ausmaße welche dieser Völkermord hatte wieder ins Gedächtnis. An der Wand links vom Ausgang befanden sich einige kleinere Bildschirme, auf denen einige Bilder von Überlebenden des Holocausts auf der ganzen Welt gezeigt wurden. Die Entstehungszeitspanne dieser Fotos erstreckt sich vom Ende des Krieges 1945 bis zum Eröffnungsjahr der Ausstellung 2012. Die Ortssignaturen auf den Bildern zeigen, dass diese Überlebenden überall auf der Welt aufgenommen wurden und eine neue Heimat fanden. Thomas Hieronymus, Nico Franke Stadtführung Krakau (Mittwoch, 27.05.2014) Nach einer gut anderthalbstündigen Busfahrt erreichten wir am Nachmittag des 3. Tages unserer Auschwitz Exkursion die Stadt Krakau, wo wir uns mit einem Teil der Delegation trafen. Für unseren kurzen Aufenthalt in Krakau war eine Stadtführung vorgesehen. Unsere Stadtführerin, die sich als Frau Kiefer vorstellte, führte uns zunächst eine kurze Strecke an der „blauen Ader“ der Stadt, der Weichsel entlang, wo wir zunächst einen kleinen Blick auf die herrliche Kulisse Krakaus am anderen Ufer, geprägt von wunderbar alten Häusern und den Spitzen Kirchturmdächern, die hieraus hervorragten, werfen konnten. Von diesem Punkt aus konnte man auch bereits unser nächstes Ziel sehen: Der Wawel, Polens wohl wichtigstes Schloss, am Flussufer der Weichsel auf einer Anhöhe gelegen. Ehemals Residenz der polnischen Könige und stiller Zeuge vieler geschichtlich bedeutenden Ereignisse, wurde er von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die Kathedrale beeindruckte vor allem durch ihre imposante Bauweise, die durch Einflüsse aus mehreren Epochen wie unter anderem dem Barock und der Gotik gekennzeichnet ist. Außerdem glänzte sie durch ihre aufwendige Innengestaltung, bestehend aus einem prunkvollen Tabernakel, goldenen-,silbernen und bronzenen- Skulpturen sowie einer Vielzahl an Kunstwerken, so zum Beispiel eine der berühmtesten Madonnen Ikonen. Anschließend begaben wir uns auf den berühmten, zum Schloss gehörigen Innenhof, der vor allem durch seine wunderbare bogenförmige Architektur, die noch noch aus dem frühen Mittelalter stammte, imponierte. Auf dem Weg dorthin bot sich abermals ein wunderbarer Panoramablick auf das Zentrum von Krakau. Auch das ehemalige Haus von Oscar Schindler, ein deutscher Unternehmer, der während des Zweiten Weltkrieges über 1200 seiner Angestellten vor dem sicheren Tod in den Konzentrationslagern rettete (auch bekannt aus dem Film „Schindlers Liste“), konnte man von diesem Punkt aus sehen. Dies vergegenwärtigte nochmals, dass die Schrecken der nationalsozialistischen Diktatur auch bis in diese so schöne und heute so friedliche Stadt vorgerückt waren und dass Auschwitz - obwohl dies grade so fern wirkte - durch die so andere, „behagliche Atmosphäre“ der Stadt, auch hier seine Opfer forderte. Zum Schluss der Stadtführung wanderten wir noch einmal durch die Innenstadt Krakaus, vorbei an den vielen Universitätsgebäuden im Studentenviertel hin zum Marktplatz. Dieser - vermutlich einer der größten Europas – wurde umrandet von malerischen alten Häusern und dem über alles thronendem Rathausturm. Hier endete unsere Stadtführung. Unser Guide verabschiedete sich und wir machten uns auf den Weg zum Abendessen, was wir in einem jüdischen Restaurant gebucht hatten. Von Leonard Püttschneider und Konstantin Kretzer Stammlager Auschwitz Am zweiten Tag unserer Exkursion am Dienstag, den 26.05.15, besuchten wir das Stammlager Auschwitz. Einen Tag zuvor liefen wir bereits am Stammlager vorbei, welches heute direkt an einer Hauptverkehrsstraße liegt. Da man allerdings nur ein wenig Stacheldraht und die Dächer der Baracken erkennen konnte, berührte uns diese erste Begegnung nicht so sehr. Am zweiten Tag änderte sich dies jedoch gravierend. Als wir das Eingangstor sahen, wurde uns schon „mulmig“, da man den Torbogen „Arbeit macht frei“ schon so oft in Büchern und Filmen gesehen hatte, jetzt wurde uns bewusst, dass wir wirklich da waren, wo so viele unschuldige Menschen auf grausamste Art und Weise sterben mussten. Um uns herum waren zahlreiche Stacheldrahtzäune zu erkennen, welche die Haltung der Häftlinge in einem Käfig, wie Tiere ihn bewohnen, verdeutlicht. In diesen Zäunen starben viele Häftlinge durch Suizid, indem sie in den Zaun, welcher elektrisiert war, reinliefen. Zuerst gingen wir in eine der ehemaligen Baracken, wo persönliche Gegenstände von den damaligen, meist ermordeten Häftlingen, ausgestellt sind. Darunter befanden sich Alltags- und Haushaltsgegenstände wie Töpfe, Teekannen und Bürsten, Schuhe von Erwachsenen und Kindern, Brillen, Koffer mit dem Namen ihrer Besitzer, Prothesen und ungefähr zwei Tonnen menschliches Haar. All dies war für manche von uns sehr schlimm, da es alles alltägliche , ganz persönliche Gegenstände waren, die einmal einem Menschen gehört haben mussten und allesamt mit eigenen Zielen, Vorstellungen und Wünschen, mit einer eigenen Identität, welche den Häftlingen durch ihre Nummerierung genommen wurde, verbunden waren. Manche Häftlinge wussten nach langer Inhaftierung sogar ihren Namen nicht mehr. Anschließend gingen wir durch einen Vorhof zur Todeswand, an der unzählige Häftlinge erschossen wurden. Vor der Wand lagen zahlreiche Kränze und Kerzen, was die Trauer vieler Menschen zum Ausdruck brachte. Als wir die Wand sahen konnten wir nicht realisieren, dass dort so viele Menschen starben. Auch wir sollten zwei Tage später einen Kranz und eine Kerze zum Gedenken an die vielen Opfer niederlegen (siehe Kranzniederlegung). Danach sind wir in den anliegenden Block 11, den sog. „Todesblock“ gegangen, wo sich die „Hungerzellen „befanden, in denen die Häftlinge qualvoll und oft für mehrere Tage oder sogar Wochen verhungern mussten. Hier befand sich auch die Zelle von Maximilian Kolbe, der einen Familienvater rettete, indem er dessen Platz einnahm. Als wir sein Denkmal in seiner Zelle sahen, wurde uns klar, dass die Nächstenliebe sogar in Konzentrationslagern größer sein konnte als Hass und Egoismus. Das regte uns zum Nachdenken über unser Verhalten gegenüber anderen Personen an. Als Letztes wurden wir ins Krematorium geführt. Wir standen nun an einem Ort, wo Menschenmassen durch Gas erstickt wurden um danach an demselben Ort verbrannt zu werden. Dies löste bei uns starke Gefühle, ebenso wie bereits vorher bei den persönlichen Gegenständen, aus. Diese Gefühle waren Trauer, Fassungslosigkeit und Wut. Man hatte fast selber das Gefühl zu ersticken, die Eindrücke haben uns beinahe „erschlagen“. Es ist schwer in Worte zu fassen, darum bitte ich an dieser Stelle für Verständnis. Am Ausgang gab es einen Museumsshop, in dem man Bücher und verschiedene Materialien über Auschwitz kaufen konnte. Unter anderem standen jedoch auch Postkarten und Poster zum Verkauf. Wir konnten es nicht nachvollziehen, warum man Postkarten kaufen kann, welche man an Freunde und Familie normalerweise aus einem schönen Urlaub schickt und nicht von so einem Ort. Die Poster waren unserer Meinung nach noch schlimmer, da man sich doch normalerweise sonst nur Poster von Idolen an die Wand hängt und nicht von einer Todesmaschinerie! Abschließend kann man sagen, dass dieser Teil der Exkursion sehr wichtig und auch interessant war. Allerdings nahmen die Postkarten und Poster in unserer Empfindung diesem Ort die Ernsthaftigkeit. Einerseits sollte man mehr Menschen dazu aufrufen, sich für Auschwitz zu interessieren, andererseits geht dies auch definitiv über andere Wege, ohne derartige „Werbung“, wie sie uns dort vorgeführt wurde. Wir haben gemerkt, dass der Besuch des Stammlagers etwas in uns verändert hat. Uns wurde bewusst, dass nichts im Leben selbstverständlich ist, wie zum Beispiel ein warmes Bett, Essen, Trinken, Freiheit und Freunde. Der Mensch beschwert sich über so viele Dinge im Leben, wir wissen jetzt, dass wir dankbar sein sollten, überhaupt ein „richtiges“ Leben zu haben. Unserer Meinung nach sollte jeder die Chance bekommen diesen Ort zu besuchen und diesen so unendlich wichtigen Teil der Geschichte kennen zu lernen. Lisa Storm, Theresa Ditz Zeitzeugengespräch mit Zofia Posmyzs (Dienstag, 26.05.2015) Im Rahmen der Exkursion nach Oswiecim zur Besichtigung des ehemaligen Konzentrations - und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau hatte die Gruppe die besondere Gelegenheit, eine ehemalige Insassin des Lagers, Frau Zofia Posmyzs, als Zeitzeugin nach der Situation im Lager und ihren Erlebnissen zu fragen. Da sie weder Jüdin war, noch besonders als politischer Gegner aufgefallen war, überlebte sie mit viel Glück das Lager. Der Grund ihrer Inhaftierung war lediglich die Teilnahme einem im Untergrund organisierten Bildungsangebot gewesen, damit auch Polen die Möglichkeit bekamen, zu lernen, erfuhren die Schüler nach einigen Erzählungen aus Zofias Erinnerungen. Zu ihrem Tagesablauf gehörte der Morgenappell, der sich teilweise über mehrere Stunden zog, unabhängig von Witterung und Temperatur sowie harte körperliche Arbeit den ganzen Tag über, eine menschenunwürdige Behausung und wenig Schlaf. Hungerrationen reichten kaum zum Überleben und wurden der schweren körperlichen Torturen nicht annähernd gerecht. Hinzu kamen Krankheiten und Ungeziefer, die sich in den massenhaft überfüllten Baracken verbreiteten. Dazu, neben den physischen Qualen kam auch die Angst vor Verlust hinzu, v.a. von Freunden und Nachbarn oder den des eigenen Lebens. Misshandlungen und rücksichtslose, teilweise sadistische Härte und Grausamkeiten der Aufseher standen an der Tagesordnung und sorgten für Todesängste der Opfer. Zwar gab es auch Ausnahmen bei einigen Aufsehern, die - in unbeobachteten Momenten - weniger brutal zu Werke gingen, jedoch war das Lager Auschwitz Birkenau für Zofia und ihre Mitinsassen „die Hölle auf Erden“: Insgesamt mehr als 6 Millionen Menschen starben unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. All diese Geschehnisse, zusammen mit den noch frischen und unverarbeiteten Erlebnissen aus den vorhergegangenen Führungen durch die Lager, erweckten die Abläufe so lebendig in den Köpfen aller Zuhörer, wie es kein Schulbuch oder Film auch nur im Ansatz leisten kann. Wie unser Erzbischof Becker sehr treffend bemerkte ist kein Mensch überhaupt in der Lage, solche Extreme effektiv zu verarbeiten oder zu verstehen. Nach Ende des Vortrages bestand die Möglichkeit durch die Methode „Oral History“ konkrete Fragen an die Zeitzeugin zu stellen. Eingangs wurde bereits erklärt, dass die Schüler hier auch scheinbar „grenzwertige Fragen“ stellen dürfen, da um ein solches Thema immer Tabus bestünden und man solche Barrieren überwinden müsse, um den Kern dieser sensiblen und wichtigen Problematik zu erfassen. So wurden genauere Nachfragen über Gefühle und Wahrnehmungen der Zeit im Lager einerseits, aber auch Fragen über heutige politische Vorgänge und Frau Posmyzss Meinung über die verschiedensten Gegebenheiten andererseits, angestellt. Nach einigen Stunden der Diskussion und Erzählungen, verabschiedete sich die Gruppe unendlich dankbar mit stehendem Applaus von Frau Posmyzs, die sich auf Deutsch verabschiedete und vorher noch einmal betonte, wie wichtig unsere Rolle als letzte Generation mit Zeitzeugen als direkte Quelle sei und dass die ganze Gruppe nun selber als „Z(w)eitzeugen“ fungieren könne, um auch anderen Menschen zu Hause mitzuteilen, welche Botschaft mitgenommen wurde, nämlich dass so etwas nie wieder passieren darf! Andreas Pröpper, Henrik Höffken, Leon Drees |
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